11
Jun
2006

Pein

Bloßgestellt fühlen bis ins Innerste. Den wahren Kern sichtbar gemacht. Unendlich schämen. Winzig klein fühlen.

Nichts mehr übring von mir an Wert. Nur noch meine Unfähigkeit ist zu sehen. Mein Schmutz. Bis ins Mark erschüttert. Das Schlimmste. Geballt gesehen worden. Verkriechen wollen wie ein waidwundes Reh.

Vor Scham die Menschen am liebsten austauschen wollen. Nichts dagegensetzen können. Zusammenbrechen unter diesem Ansturm. Völlige Hilflosigkeit und Erstarrung. Ein Häschen im Scheinwerferlicht. Keine Fähigkeit Haken zu schlagen. Durchschaut. Reduziert. Seziert. Das Wahre.

Das Wahre ist armselig und schmuddelig. Mein Kern? Brennende Augen. Altes Gesicht. Eingegrabene Traurigkeit. Mein Verlies. Aufgestapelte Gebeine nicht begrabener Hoffnungen. Verlassene Dunkelheiten voll Spinnweben und staubiger Kühle.

Die Verwirrung ist wie ein Karussell in irrwitziger Fahrt. Kein Halten und kein Halt. Stetiges Drehen ohne Ziel. Kraft die schwindet.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Wenn ich da jetzt durchgehe, bin ich frei. Dann habe ich meine dunkelsten Verliese den Augen anderer preisgegeben und bin trotzdem angenommen worden. Immer noch ein wertvoller Mensch geblieben.

Ihr guten Geister, lasst mich die Kraft haben, da durchzugehen.

15
Apr
2006

...

Mein Vater ist tot. Nun gibt es niemanden mehr, den ich auf dieser Welt mit Papa ansprechen kann. Dieses Wort gibt es nur mehr in der Erinnerung. Es heißt nun "er war" und nicht mehr "er ist".

Die Erkenntnis tropft langsam in mein Inneres. Ganz vorsichtig, so als ob es sonst für diesen Schmerz kein Halten gibt. So kontrolliert kenn ich mich gar nicht. Es scheint ein großer Engel mich zu hüten. Der dafür sorgt, dass meine Gedanken nur kurze Momenten zulassen, in denen mein Bewusstsein begreift, dass er nicht mehr wieder kommen wird.

Ich wiege mich selbst zum Trost und kann mir doch keinen spenden. Der Kummer kommt und geht. Als ob er ein Bleiben um jeden Preis verhindert. Kein dauerhaftes Bleiben, kein wirkliches Erkennen um die Ausmaße des Verlustes.

In seinem tiefsten Schmerz ist der Mensch stets allein, heißt es. Und das ist wahr. Nur meine Katzen sehen meine Tränen, hören meine Verzweiflung und sind ein lebender Herzschlag an meiner Seite.

An einem seiner letzten Tage hatte ich das Gefühl, er sei selber zum Engel geworden. Mit seinem schlohweißen Haar, den geschlossenen Augen und dem schmal gewordenen Körper. Fast war mir, als könnte ich seine Flügel sehen, ausgebreitet und sanft an ihn geschmiegt.

Hätte mich am liebsten mit ins Bett gelegt. Ganz klein gemacht, wieder das kleine Mädchen sein. Beschützt und behütet mit dem kindlichen Glauben, dass auch morgen wieder die Sonne aufgehen wird und ein neuer Tag kommt, an dem alles wieder so ist, wie es war.

Ach ja, langsam hebt sich der dumpfe Schleier, der jedes Gefühl gedämpft hat. Die Zeit bricht eben erst die Wunden auf, bevor sie sie heilt. Und auch wenn ich es mir noch so wünschen würde, dass ich den schmerzhaften Aufbruch überspringen könnte, holt er mich, noch während ich dies denke, ein.

Das ist der Preis für's Lieben. Und auch wenn die Währung eine noch so schmerzhafte ist, wär ein Nichtbezahlen undenkbar.

17
Mrz
2006

Stille

Stille...
greift um sich
dämpft jede Regung
verlangsamt die Zeit.

Stille...
säumt Momente
mit goldenem Faden
ein zartes Gespinst aus Ewigkeit.

Stille...
besänftigt die Wogen
schmilzt jeden Zorn
ist Gefährtin der Wahrheit.

Stille...
bringt Ruhe zur Welt
findet Wege im Chaos
hält aus und lässt los.

Stille...
was wär ich ohne dich?
verloren im Lärm des Seins
du, meine Zuflucht

18
Jan
2006

Illusionen

Meine Illusionen mir nehmen. Kontrolle und Freiheit sind beides eine Illusion.

Das Verlangen immer alles wissen zu wollen, ist der Wunsch nach Kontrolle. Alles in der Hand zu haben, zu wissen was passiert, bestimmen was geschehen soll, eine vermeintliche Sicherheit.

Der Frieden kommt aus dem Inneren, nicht aus den äußeren Gegebenheiten. Sie sind eine Illusion. Ich halte mich selbst darin gefangen.
Dieser Wunsch immer alles überblicken zu wollen. Recht zu haben, mehr zu sehen als die anderen, erhaben zu sein, keine Angriffsfläche zu bieten, da ich ja schon eine Stufe darüber stehe... Welche eine Illusion.

Meine Welt ist erschüttert. Die Grundfesten wanken. Was ist noch wahr und was nicht? Zurückgeworfen auf mich. Mein Selbst. Doch wenn das Selbst schwankt, was gilt dann noch? Was ist dann mein Selbst? Wer bin ich dann noch? Oder ist genau das, das Ziel?

Die Illusionen abbauen. Es lernen? Sein. Ein Zustand, der ständig Veränderungen unterworfen ist. Und das ist Sein. Ohne Kontrolle. Sein. Auf das Leben vertrauen.

(Gedankenflut nach dem Film "Instinkt")

3
Jan
2006

Winterimpressionen

Alles ruht in weißer Pracht,
Stille hat das Zepter übernommen.
Die Flocken strömen unablässig
tröstlich in ihrer Zartheit.

Meine Spuren werden sanft wieder zugedeckt,
so, als ich ob nie gewesen wäre.
Ruhe kehrt ein. Und die Natur lehrt mich Rückzug und lassen.

Wie wenig wir doch wirklich wissen.
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